Artikel von: Sven Günther
26.08.2024
Luchs Anton springt in die Freiheit
Im Erzgebirge holte sich ein Luchs das erste Reh
Ob er ihn gewittert hat, scheu hockend in seiner engen Kiste? Den irren Duft der großen Freiheit? Anton, der kleine Luchs, ist der neue Star in den Wäldern des Erzgebirges. 1,8 Millionen Euro steckt die sächsische Staatsregierung in den Plan, die Püschelohren-Katzen in der Region anzusiedeln. Der anderthalbjährige Anton, aufgewachsen in einem belgischen Zoo, wurde nach intensiver Vorbereitung am 26. August in die Freiheit entlassen. Der Transport verlief reibungslos, wie das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) stolz verkündete. Kaum hatte sich der Schieber der Transportkiste ein wenig geöffnet, nutzte Anton seine Chance und sprang mit einem gewaltigen Satz in sein neues Leben in der Wildnis. Damit setzt das Projekt „RELynx Sachsen“ einen weiteren Meilenstein in der Wiederansiedlung des Luchses.
Von der Aufzucht zur Freiheit
Anton verbrachte die letzten Monate im Koordinierungsgehege des Wildkatzendorfes Hütscheroda in Thüringen, wo er auf seine Auswilderung vorbereitet wurde. Alle notwendigen Verhaltenstests und Gesundheitschecks hat er mit Bravour bestanden. Ausgerüstet mit einem GPS-Senderhalsband wird er nun wissenschaftlich begleitet, um den Erfolg des Projekts weiter zu sichern.
Minister Günther begeistert: „Der Luchs gehört in unsere Wälder!“
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther zeigte sich sichtlich zufrieden: „Rund dreihundert Jahre nach ihrer Ausrottung in Sachsen holen wir seit diesem Frühjahr den Luchs zurück. Das ist ein großer Meilenstein in unserem Bestreben für den Erhalt von Artenvielfalt. Der Luchs gehört in unsere Wälder.“ Er betonte die Bedeutung der Luchse für die Region: „Ich bin froh, dass mit Anton heute bereits das fünfte Tier wieder ein Zuhause im Westerzgebirge findet.“
Neues Zuhause für Luchs Anton und seine Freunde
Bisher wurden die beiden Luchsdamen Nova und Alva sowie die Kuder (Ausdruck der Jägersprache für das männliche Tier beim Luchs und Wildkatzen) Juno und Chapo erfolgreich ausgewildert – und sie sind immer noch in der Region! Die GPS-Daten zeigen: Alle vier fühlen sich wohl in den sächsischen Wäldern und haben bereits ihre festen Reviere etabliert. Die Streifgebiete der beiden Katzen überschneiden sich derzeit kaum: Nova hat ein Streifgebiet um Eibenstock bis Zschorlau, Alva von Schönheide bis Graslitz in Tschechien. Junos Streifgebiet bewegt sich zwischen Wildenthal, Oberwildenthal und Wilzschmühle und umfasst Teile beider Luchskatzen-Territorien.
Luchse auf dem Weg zur Familiengründung
Die Hoffnung auf sächsischen Luchsnachwuchs im Jahr 2025 ist groß! Fest steht. Die vier ausgewilderen Luchse kennen sich. Das Projektteam plant, im nächsten Frühjahr weibliche Wildfänge aus dem Schweizer Jura in das Projekt einbringen zu können, um die genetische Vielfalt zu sichern.
Chapo und Juno: Ein gefährliches Zusammentreffen?
Erst im Juli wilderten die Experten Luchs Chapo aus. Er hat die Umgebung um Eibenstock erkundet und bereits sein erstes Reh gerissen! Aktuell ist er auf der böhmischen Seite des Erzgebirges im Raum Platten unterwegs. Ein spannender Moment ereignete sich Ende Juli: Die GPS-Daten von Chapo und Juno zeigten, dass die beiden Luchsmännchen nur 50 Meter voneinander entfernt waren. Hat es ein Treffen gegeben? Sicher ist: Sie wissen jetzt voneinander!
Das Projekt „RELynx Sachsen„, das im September 2022 gestartet wurde, zeigt erste Erfolge. Beteiligt sind das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und die TU Dresden. Gemeinsam mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst arbeitet man daran, den Luchs dauerhaft in Sachsen anzusiedeln. Die Zeichen stehen gut, dass sich im Erzgebirge eine stabile Luchspopulation entwickeln wird.