Start Regional kaufen: Es geht auch weit jenseits typischer Landwirtschaftsprodukte
Artikel von: Redaktion
31.07.2024

Regional kaufen: Es geht auch weit jenseits typischer Landwirtschaftsprodukte

Symbolfoto: pixabay

Regional und am besten noch saisonal. Diese beiden Attribute gelten als wichtiger Schlüssel, um einige der drängendsten heutigen Probleme anzugehen – nicht nur, aber vor allem diejenigen rund um Klimawandel und Umweltzerstörung. Allerdings muss man eines ganz klar benennen: Wer so leben möchte, der muss sich nicht nur auf die Suche begeben, sondern ebenso bereit sein, verzichten zu können.

Denn unsere gesamte Wirtschaftswelt ist zutiefst globalisiert. Es gibt daher schlicht und ergreifend kaum eine Option, beispielsweise einen neuen Fernseher „Made in Sachsen“ oder wenigstens „Made in Germany“ zu finden. Und selbst wenn, würden wahrscheinlich zumindest die dafür nötigen Halbleiter von ganz woanders stammen.

Allerdings gilt ebenso, wirklich jeder einzelne regionale, gern auch saisonale Einkauf zählt. Und bei verschiedenen Produkten ist es tatsächlich gar nicht schwer – insbesondere, wenn man die Grenze auf ganz Deutschland erweitert, nicht bloß Sachsen. Dann ist regionales Kaufen definitiv nicht nur für die üblichen landwirtschaftlichen Produkte zwischen Apfel und Zuckerrübe oder Keramik aus dem Erzgebirge möglich.

1. Brennholz

Auch Brennholz ist heute durchaus ein globalisiertes Produkt – vornehmlich, wenn man es beispielsweise aus Bau- und Gartenmärkten bezieht. Dann stammt es oft aus Osteuropa und dem Balkan, häufig ohne jeden Nachhaltigkeitsaspekt eingeschlagen, teilweise sogar illegal. 

Allerdings kann Holz definitiv ein Produkt des guten Gewissens sein. Dann, wenn man es vom lokalen Händler bezieht. In Sachen Holzeinschlag liegt Sachsen im deutschlandweiten Mittelfeld, sogar der Freistaat selbst verkauft es – wenngleich nicht ofenfertig, sondern höchstens als Stammabschnitte „ab Waldweg“. Ein bisschen Arbeit und Transport ist also noch nötig.

Bei anderen hiesigen Händlern muss man nur darauf achten, dass sie ihr Rohmaterial tatsächlich „von hier“ beziehen – das ist gerade bei den kleinen Firmen aber praktisch immer der Fall und wird auf Nachfrage gern nachgewiesen.

2. Schneidwaren

Zwischen Taschenmesser, Küchenschere und Kräuterwiege muss man heute zwangsläufig auf Produkte aus der Schweiz, Ostasien oder Nordamerika zurückgreifen? Ganz klares Nein. Denn nicht nur ist Deutschland sowieso einer der größten Stahlproduzenten weltweit. Wir haben obendrein im nordrhein-westfälischen Solingen eines der wichtigsten „Klingenzentren“ des Planeten.

Es ist tatsächlich egal, was genau man benötigt. Wenn es eine Schneide hat, wird wenigstens eine der etwa 150 Firmen in und um die Stadt herum es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit produzieren – wahrscheinlich sogar in einer Qualität, die deutlich über diejenige aus anderen Herkunftsregionen hinausgeht.

3. Kleidung

Zugegeben, derartige Stücke wird man wohl eher nicht in großen Modeketten finden. Dennoch ist es möglich, eine breite Riege von Kleidung Made in Germany zu bekommen. Noch ist „German Fashion“ aufgrund der Kosten ein Nischenprodukt. Doch es gibt sie und die Nachfrage wächst. Noch einfacher wird es, wenn man „nur“ ein regionales Design wünscht. Dann spielen sogar eine Menge sächsische Designer und Labels mit – von denen die meisten bei der Produktion auf faire Bedingungen achten. 

4. Alkoholika

Bei manchen regionalen Produkten hat ist diese Tatsache schon so lange Normalität, dass nur wenige sie noch so als Besonderheit wahrnehmen wie etwa den Kauf eines zehn Kilometer weiter gewachsenen Kohlkopfs im Hofladen. Doch Tatsache ist, was insbesondere Bier, Wein und Schnaps anbelangt, ist die regionale Vielfalt sogar besonders groß.

  • Mit 75 Brauereien und anderen Brauorten ist Sachsen ein stabiler Drittplatzierter im Rang der „Bierkönige“ in Deutschland – viele der Brauer achten zudem auf einen wenigstens auf Deutschland limitierten Rohstoffbezug.
  • Klein, aber oho ist das Weinanbaugebiet Sachsen. Zwar sind es gerade einmal 500 Hektar, die sich auf Meißen und das Elstertal verteilen, allerdings gelten die wenigen Hektoliter, die daraus produziert werden, aufgrund des dortigen Kontinentalklimas als echter Geheimtipp voll Qualität und Aromenvielfalt – definitiv also Klasse statt Masse. Und: Im Gegensatz zu den Erzeugnissen vieler anderer Weinregionen gibt es sächsische Weine fast nur im Freistaat zu kaufen.
  • Mit Branntwein „Made in Ostdeutschland“ verbindet man häufig nur das thüringische Nordhausen. Zwar definitiv eine regionale Einkaufsoption für harte Drinks, aber beileibe nicht die einzige. Sachsen selbst hat eine Menge an Brennereien vorzuweisen. Interessant: Unser Freistaat hat sich in den vergangenen Jahren zu einem gefeierten Spezialisten für Gin entwickelt. Und einige andere Drinks von hier wurden sogar bereits DLG-prämiert. 

5. Seife und Kosmetik

Das, was wir an unseren Körper lassen, wird seit einigen Jahren von immer mehr Menschen einem immer kritischeren Blick unterworfen: Aluminium, das zwar Schwitzen reduziert, aber gesundheitlich zumindest nicht wirklich unbedenklichist. Dazu immer wieder Mikro- und andere Kunststoffe aus allen möglichen guten und schlechten Gründen. Und nicht zuletzt die Preise, die bei manchen Waren teils abstruse Levels für etwas erreicht haben, das für die meisten nur ein alltägliches Hygiene- oder Kosmetikprodukt ist. 

All das bedeutet eines: Sehr gute Zeiten für alle, die naturbelassene Seifen, andere Reinigungsmittel und Kosmetika herstellen. An gleich mehreren Orten in Sachsen existieren solche Seifen- und Kosmetikhersteller. Viele von ihnen arbeiten sehr liebevoll in Handarbeit, packen regionale Öle, Kräuter und andere Zutaten in ihre Produkte. 

Ganz so günstig wie eine „irgendwo“ gefertigte Seife oder ein Shampoo ist das vielleicht nicht. Aber hier weiß man zumindest, wodurch die Kosten entstehen – definitiv nicht durch irgendwelche fragwürdigen Zutaten oder exklusiven Namen.

6. Möbel

Bei dieser Produktgruppe hat die Globalisierung ähnliche Verheerungen angerichtet wie bei deutscher Elektronik. Was in den einschlägigen Möbelhäusern steht, ist deshalb praktisch nicht in einer regionalen Variante zu bekommen – weder hinsichtlich der Fertigung noch der Rohstoffe. 

Aber: Nach wie vor gibt es bei uns Schreinerbetriebe, Manufakturen, ja sogar (kleinere) Fabriken, die alles herstellen, was es braucht, um ein Zuhause oder eine Gewerbeimmobilie zu möblieren. Und gerade bei den Schreinern und Manufakturen ist alles persönliche Abstimmungssache. Solange es keine exotischen Tropenhölzer sein sollen, findet sich fast immer ein Weg, ein Möbelstück komplett aus Sachsen, Ostdeutschland oder wenigstens Gesamtdeutschland zu bekommen – aufgrund der Herstellungsweise auch noch einzigartig obendrein.