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Artikel von: Judith Hauße
22.07.2021

Kommentar: Das kleine Wörtchen „Aber…“

Von Judith Hauße, stellv. Chefredakteurin WochenENDspiegel

Nach einer solchen Hochwasserkatastrophe, wie sie vergangene Woche im Westen Deutschlands passiert ist, stellt sich bei vielen die Frage: Hätte es verhindert werden können wenn früher gewarnt worden wäre? Eine typische Hätte-Wenn-Aber-Phrase. Ich selbst bin kein Verfechter dessen.

Aber – und da ist das berühmte Aber – nach solch einem Ereignis, für unser Land bisher noch nie da gewesen, kommen einem trotzdem Zweifel an dem Katastrophenschutz des Bundes. Wo waren die Sirenen? Warnungen der Wetterexperten drangen nicht bis in den letzten Haushalt. Viele unterschätzten die Lage. Klar, es wird immer die tollkühnen Menschen geben, denen selbst so eine Naturkatastrophe scheinbar nichts an haben kann. Die den Ernst der Lage nicht sehen. Aber wenn Sirenen versagen und Warnungen von öffentlich-rechtlichen Medien – für die jeder von uns bezahlt – an die Politik nur wie ein laues Lüftchen behandelt werden, dann ist die Informationspflicht genauso umspült worden, wie hunderte Häuser in den betroffenen Gebieten auch.

Was mich dagegen umso glücklicher stimmt, ist die enorme Hilfsbereitschaft der Menschen. Mitten in einer Pandemie. Mögen die Unterstützungsangebote von Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) vielleicht auch ein Teil ihres Wahlprogrammes sein.

Hauptsache, es kommt Hilfe. Hauptsache, sie wird auch tatsächlich in die Tat umgesetzt.

Und noch viel wichtiger: Der Zusammenhalt der Menschen untereinander ist da, die Politik kann den Menschen jetzt nur helfen, wenn sie selbst mitanpacken würde oder ihre finanziellen Pakete auch wirklich schnürt.

Gleichzeitig sollte sie die Geschehnisse und all ihre Hätte-Wenn-Aber-Phrasen nochmal genau hinterfragen und daraus lernen.  Um die Menschen, Nachbarn und Organisationen, die sich aktuell durch den Schlamm bewegen, mache ich mir in ihren Handlungen am allerwenigsten Sorgen, sie stehen zusammen. Es ist die Politik, die endlich anfangen muss, zu handeln, damit wir ihr endlich wieder vertrauen können!