Start Chemnitz Wahlergebnis als Weckruf für das Handwerk
Artikel von: Redaktion
17.06.2024

Wahlergebnis als Weckruf für das Handwerk

HWK-Präsident Roland Wagner. Foto: HWK

HWK-Präsident Wagner sieht dringenden Handlungsbedarf

Sachsen. Frank Wagner, Präsident der Handwerkskammer, reflektierte kürzlich die Entwicklungen im Handwerk und gab Einblicke in die Herausforderungen und Chancen des ersten Halbjahres 2024. Seine Aussagen spiegeln ein differenziertes Bild der aktuellen Situation wider.

Stagnierende Konjunktur

Wagner äußerte, dass die wirtschaftliche Lage im Handwerk nach wie vor schwach ist. Obwohl keine weiteren Verschlechterungen zu verzeichnen sind, bleibt auch ein Aufschwung aus. „Eine Belebung der Wirtschaft, wie wir sie kurz nach der Corona-Krise erlebt haben, ist momentan nicht in Sicht“, erklärte Wagner. Die wirtschaftlichen Belastungen durch den Ukraine-Krieg, die Inflation und die hohen Zinsen seien ähnlich gravierend wie die Auswirkungen der Pandemie.

Vertrauen und Perspektiven fehlen

Ein gravierendes Problem sieht Wagner im mangelnden Vertrauen in die politische Führung. Er hob hervor, dass wirtschaftliche Erholung entscheidend von politischen Entscheidungen abhängt. Trotz ständiger Kritik aus der Wirtschaft werde jedoch seitens der Bundesregierung nur wenig Konkretes umgesetzt.

Unterstützung aus Sachsen

Positiv hob Wagner die Unterstützung durch die sächsische Landesregierung hervor, insbesondere durch den Ministerpräsidenten, der sich für die sächsische Wirtschaft einsetzt. Wagner betonte jedoch auch die Schwierigkeiten, die durch die unterschiedlichen politischen Ausrichtungen auf Landes- und Bundesebene entstehen. Der Wirtschaftsminister Dulig habe viel für das Handwerk erreicht, dennoch erschweren aktuelle Konflikte, wie das neue Vergabegesetz, die Zusammenarbeit.

Wichtige Wahlen 2024

Wagner sieht die Landtagswahlen am 1. September als wegweisend für die Zukunft des Handwerks. Die vergangenen Wahlen hätten gezeigt, dass viele Wähler ihre Stimme nutzen, um der Bundespolitik einen Denkzettel zu verpassen. Wagner ruft dazu auf, bei den Landtagswahlen den Fokus auf landesspezifische Themen zu legen, um die positive Entwicklung Sachsens fortzusetzen.

Konkrete Forderungen

Zu den Forderungen Wagners zählen die Stärkung der dualen Berufsausbildung und der Bürokratieabbau. Sachsen habe bereits Fortschritte erzielt, etwa durch die Verdopplung des Meisterbonus 2023. Auch die Einführung einer Prämie für Ferienpraktika im Handwerk sei wünschenswert, wie es in anderen Bundesländern bereits erfolgreich praktiziert werde. Der Lehrermangel und die Planung des Schulnetzes für berufliche Schulzentren bleiben weiterhin Herausforderungen.

Dringender Bedarf an Bürokratieabbau

Ein zentraler Punkt für Wagner ist der Bürokratieabbau, der seit Jahren diskutiert, aber kaum vorangetrieben wird. Die Bundesregierung habe zwar ein Bürokratieentlastungsgesetz vorgeschlagen, jedoch seien die Bedürfnisse des Handwerks kaum berücksichtigt worden. Wagner fordert ein Bürokratiemoratorium, um den Betrieben mehr Handlungsspielraum zu geben.

Hoffnung auf die Zukunft

Trotz der bestehenden Schwierigkeiten blickt Wagner optimistisch in die Zukunft. Die jüngsten Wahlergebnisse könnten als Signal für die Politik dienen, dringend notwendige Maßnahmen zu ergreifen. „Vielleicht bewirkt dieser Denkzettel ein Umdenken und führt dazu, dass tatsächlich etwas getan wird, um die Lage zu verbessern“, schloss Wagner.